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Dass beste und schönste Geldt in gantz Teutschland

Die beiden Bergstädte Clausthal und Zellerfeld entstanden im 16. Jh. nahe beieinander und nahmen mit dem Bergbau eine parallele Entwicklung. Aber sie gehörten lange Zeit zu verschiedenen Landesherrn; aus diesem Grunde entstanden in beiden Orten Münzstätten.

Das Hauptinteresse am Bergbau galt der Gewinnung von Silber. Davon waren in einer geförderten Tonne Blei-Erz etwa 500 Gramm enthalten. Mit dem Silber als eigenem Münzmetall machten die Landesherren einen beträchtlichen Gewinn. Die Münzen in Clausthal und Zellerfeld produzierten im 17. und 18. Jh. mehr Zahlungsmittel als andere bedeutende Münzstätten.

1788 wurde die Zellerfelder Münze im Rahmen erbrechtlicher Veränderungen geschlossen. In der Clausthaler Münze wurde 1849 der letzte Taler geprägt. Beide Gebäude sind bis heute erhalten geblieben - die Clausthaler Münze ist heute ein beliebtes Studentenheim, in der Zellerfelder Münze befindet sich der Kunsthandwerkerhof.

Chronik der Clausthaler Münze

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Nahe dem Clausthaler Zentrum  liegt an der Osteröder Straße die ehemalige Clausthaler Münze, in der von 1617 bis 1849 die gewonnenen Silbermengen aus umliegenden Harzstädten vermünzt wurden. „Das Land die Früchte bringt, im Harz der Taler klingt“ – dieser Kurbraunschweigische Talerrandspruch verdeutlicht anschaulich die Verbindung von Geld/de/wirtschaft und Erzbergbau und begründet eindrücklich das große Interesse der Landesherren an den Oberharzer Rohstoffen.

1617 gründete Herzog Christian von Celle als neuer Landesherr die erste Clausthaler Münze. Bei ihrem Bau konnte auf das Gelände des schon vorhandenen herzoglichen Jagdquartiers zurückgegriffen werden -dieser sog. Claushoff hatte zunehmend an Bedeutung verloren. Bis dahin hatte man das Clausthaler Silber zunächst in Osterode, dann in Zellerfeld vermünzen lassen.

1674 fiel die Clausthaler Münze erstmals einem Brand zum Opfer, wurde aber noch im selben Jahr wieder neu errichtet. Nur 50 jahre später wurde dieser Bau wurde beim verheerenden Stadtbrand von 1725 abermals vernichtet, ebenso wie das Amtshaus, das Zehntgebäude und das Rathaus. Für den Wiederaufbau der amtlichen Gebäude wurden aus dem Königreich Hannover hervorragende Baumeister entsandt. Binnen kurzer Zeit entstanden die wichtigsten Amtsgebäude in einer einheitlichen Formensprache neu und prägen das Gesicht der Stadt seit dem 18. Jh. entscheidend.

Heute stehen wir also vor dem dritten Münzgebäude am selben Ort. Die Fassade der Clausthaler Münze entsprach in Gliederung und Gestaltung repräsentativen Ansprüchen. 

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Der streng symmetrische Aufbau wird durch die zwei Portale betont, die zudem die Doppelnutzung der Münze als Wohn- und Fabrikationsstätte unterstreichen. Die Inschriften und Wappen erinnern an Geschichte und Nutzung des Gebäudes. 

Das Giebelfeld über dem linken Portal ist umrahmt vom fürstlich grubenhagenschen Wappen und führt die Inschrift „Was die Natur hervorbringt und in gefährlicher Arbeit gefördert wird, hier wird es in mühevoller Kunst in richtige Gestalt gebracht.“ Über der rechten Tür quellen Münzen aus Füllhörnern hervor, die Inschrift lautet: „Von den Flammen vorher zerstört am 25. März 1725, ist sein Neubau am 21. August 1725 und am 13. September 1726 vollendet worden“.

Ab 1821 wohnte Oberbergrat W. A. J. Albert als landesherrlicher Administrator in der Clausthaler Münze. Er revolutionierte mit der Entwicklung des Drahtseils die Fördertechnik im Oberharzer Bergbau - eine Erfindung, die um die ganze Welt ging und bis heute nichts von ihrer Bedeutung verloren hat.

Am 17. Juli 1849 wurde in der Clausthaler Münzstätte der letzte Taler geprägt, als letzte Harzer Münze stellte sie ihren Betrieb ein. Fortgeführt wurde die Vermünzung nun in Hannover, dem Verwaltungssitz des Königreiches mit größerer Nähe zu den Metallhandelszentren. Danach wurde das Gebäude mehrfach umgebaut für die Nutzung als Verwaltungsgebäude, u. a. von 1934 – 45 als Parteigebäude der NSDAP. Heute ist die Clausthaler Münze das „Heim 1“ der Clausthal-Zellerfelder Studentenheime.

Heinrich Heine nach einem Besuch der Clausthaler Münze

Auf seiner Harzreise besuchte der Dichter Heinrich Heine 1824 die Clausthaler Münze. Seine Gedanken über den Werdegang eines Talers beschreibt er in seinem gleichnamigen Reisebericht mit folgenden Worten:

„In der Münze (…) konnte (ich) zusehen, wie das Geld gemacht wird. Freilich, weiter hab ich es auch nie bringen können. Ich hatte bei solcher Gelegenheit immer das Zusehen, und ich glaube, wenn mal die Taler vom Himmel herunterregneten, so bekäme ich davon nur Löcher in den Kopf, während die Kinder Israel die silberne Manna mit lustigem Mute einsammeln würden.

Mit einem Gefühle worin gar komisch Ehrfurcht und Rührung gemischt waren, betrachtete ich die neugebornen, blanken Taler, nahm einen, der eben vom Prägstocke kam, in die Hand, und sprach zu ihm: »Junger Taler! welche Schicksale erwarten dich! Wieviel Gutes und wieviel Böses wirst du stiften! Wie wirst du das Laster beschützen und die Tugend flicken, wie wirst du geliebt und dann wieder verwünscht werden! Wie wirst du schwelgen, kuppeln, lügen und morden helfen! Wie wirst du rastlos umherirren, durch reine und schmutzige Hände, jahrhundertelang, bis du endlich, schuldbeladen und sündenmüd, versammelt wirst zu den Deinen im Schoße Abrahams, der dich einschmelzt und läutert und umbildet zu einem neuen besseren Sein.«“

Literatur

Gisevius, Bernd, C. Küpper-Eichas, G. Löning, W. Schütze, C. Wiechmann: Die Münze zu Clausthal. Selbstverlag des Oberharzer Geschichts- und Museumsverein e.V. Clausthal-Zellerfeld 1994

Die Zellerfelder Münze

Der Kunsthandwerkerhof Alte Münze an der Zellerfelder Bornhardtstraße ist ein Ort, der zum Verweilen einlädt und zugleich äußerst geschichtsträchtig ist. Hier wurde einst „dass beste und schönste Geldt in gantz Teutschland“ hergestellt.

Die ältesten Gebäude der Zellerfelder Münze wurden unmittelbar nach dem verheerenden Stadtbrand von 1672 gebaut. Für den Oberharzer Bergbau war die Münzstätte der Schauplatz des letzten Produktionsschritts vom Erz untertage zum Zahlungsmittel. Kernstück der Münzstätte, die bis 1788 in Betrieb war, ist das Gebäude mit den dicken Bruchsteinmauern, in dem sich heute die Glas-Ausstellung und Glashütte befindet. Die massiven neuen Mauern waren bis zu 90 cm dick. Das trutzige Gebäude sollte Bedrohungen von außen standhalten - im 30jährigen Krieg war die ältere Zellerfelder Münzstätte von feindlichen Soldaten geplündert worden. Im Inneren sieht man an der Decke die Kreuzgewölbe und einem eindrucksvollen Kamin (heute mit einem modernen Schornsteinkopf). Hier wurde das angelieferte Rohsilber eingeschmolzen und zu Münz-Rohlingen verarbeitet.

Zellerfelder Münzstätte
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Um Gold aus den Erzen des Unterharzes zu trennen, wurde auch ein Goldscheide-Laboratorium eingerichtet. In den Räumen (heute zugänglich vom Café) ist heute eine kleine Ausstellung des Oberharzer Bergwerksmuseums zu diesem Thema untergebracht.

Zu ihrer Sicherheit hatte die Münze einen Münzwächter. Er war in einem kleinen Gebäude (heute Seidenmalerei) untergebracht. Nachts bewachte er zusätzlich zu den Zellerfelder Nachtwächtern das Gelände, und wenn im Schmelzofen Feuer war, musste er es kontrollieren.

Um sicherzustellen, dass der Münzwächter nachts auch tatsächlich seine Kontrollen durchführte und sich nicht heimlich ins Bett legte, gab es besondere Vorschriften: Zu jeder vollen Stunde, wenn der Glockenschlag vom Kirchturm verklungen war, musste der Münzwächter ein Trompetensignal geben. Die Nachtwächter hatten darauf zu horchen und Meldung zu erstatten, wenn sie es nicht kam. Nach dem Signal des Münzwächters erst gaben die Nachtwächter ihrerseits ein Signal – so kontrollierte nachts jeder jeden.  (hz/HA)

Literatur

Burose, Hans, H. E. Kolb, W. H. Frank, E. Reiff: Die Zellerfelder Münze. Selbstverlag des Oberharzer Geschichts- und Museumsvereins e.V. Clausthal-Zellerfeld 1984.